Der Friseursalon von Skelzen Maksuti und Sandra Stinzing in der Altstadt von Oberursel übt eine magnetische Anziehungskraft auf seine Kunden aus; inzwischen sind es an die 800 und es werden ständig mehr.
Das ist kein Wunder, denn in diesem Salon ist die Atmosphäre spürbar anders als in vielen angesagten Läden.
Im Eingangsbereich hängt ein Profi-Foto von fünf attraktiven, hollywoodmäßig-gestylten Frauen mit einem in James-Bond-Manier posierenden jungen Mann im Smoking in ihrer Mitte. Sollte das etwa…? Später enthüllt sich das Rätsel.
Aber zunächst erlebe ich beim Eintreten, was hier so angenehm ist. Es ist cheinbar so banalen Dinge wie wahrgenommen und begrüßt zu werden, sobald man eingetreten ist. Freundlich wird der Mantel abgenommen und kaum sitzt man an seinem Platz, wird von anderer Seite ein Glas Tee gebracht und nach Kaffeewünschen gefragt.
Bei der Beratung nimmt sich der Chef Zeit, hört zu, macht Vorschläge – alles sehr entspannt und angenehm. Wir kommen ins Gespräch. Die Geschichte des gerade 30-jährigen Skelzen, der heute einen sehr gut gehenden Friseursalon mit drei Angestellten und zwei Auszubildenden (stimmt das?) hat, ist eine Heldenreise, wie sie im Buche steht:
1993 flüchtet seine Mutter mit ihm und 5 Geschwistern aus dem damaligen Bürgerkriegsland Kosovo, wo ihr Mann in Kriegsgefangenschaft geraten war. In Oberursel finden sie ein neues Zuhause, zunächst in unschönen Containern, später langfristig in einem ehemaligen Kinderheim, das sich in einer sehr schönen Wohnlage in Waldnähe befindet. Die Nonnen der Gemeinde nehmen sich der Großfamilie an und unterstützen bei der Betreuung. Später kann der Vater nachkommen. Die Familie ist fleißig und wird unterstützt; der Nachwuchs hat eine gute Kindheit. Alle machen einen Schulabschluss und eine Ausbildung, Skelzen als Friseur. Mit 21 hat er genug gespart, um den Meister zu machen; mit 22 eröffnet er seinen Salon im Ort.
Ich frage ihn, wie er das geschafft hat.
Skelzen: „Ich habe all mein Geld gespart, bin nicht am Wochenende nach Frankfurt gefahren, um zu feiern; habe keine teure Kleidung gekauft und immer nebenher noch gejobbt, um mir diesen Traum erfüllen zu können. Dann habe ich den örtlichen Bürgermeister zur Eröffnung gegangen und h – mit Erfolg; er hat (Skelzen, wie genau hat er Dich unterstützt?. Später wurde ich von ihm als jüngster Oberurseler Unternehmer geehrt.“
GG: „Glückwunsch! Was genau hat Dich angetrieben, Dich selbstständig zu machen?“
Skelzen: „ In der Ausbildung habe ich erlebt, wie Mitarbeiter und Auszubildende schlecht bezahlt und schlecht behandelt wurden; wenn jemand einen Fehler gemacht hatte, wurde er vor der Kundschaft fertig gemacht – das fand ich furchtbar und das wollte ich besser machen.“
GG: „Welches ist Dein Erfolgsgeheimnis im Umgang mit Deinem Team?“
Skelzen: „Ich weiß nicht, ob es eins gibt. Sowohl meine Geschäftspartnerin Sandra Stinzing wie auch ich gehen mit unseren Kunden so um, wie wir das auch gerne hätten. Wir sind nett zueinander und versuchen immer, flexible Lösungen zu finden, damit alle sich wohl fühlen. Ich sage und zeige meinen Mitarbeitern durch mein eigenes Verhalten, wie ich es gerne hätte. Und wenn jemand mal daneben greift, klären wir das unter vier Augen, aber nie vor den Kunden. Einmal im Jahr machen wir einen richtig großen „Betriebsausflug“; letztes Jahr habe ich das Team nach New York eingeladen und uns alle professionell stylen und fotografieren lassen – hier im Salon und draußen hängen die Bilder! Alle hatten so viel Spaß und ich genauso – es war toll!“
GG: „Hast Du auch schon schlechte Erfahrungen mit Mitarbeitern gemacht?“
Skelzen: „Ja, klar. Nicht jeder passt zu uns oder hat die richtige Einstellung. Da habe ich mich auch schon von Mitarbeitern getrennt. Ich hatte auch andere Flüchtlinge als Auszubildende – das war mir wichtig. Aber auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass nicht alle wirklich willig sind, sich anzustrengen. Für mich ist das keine Frage; das unterstütze ich nicht und so wurde das Arbeitsverhältnis dann beendet.“
GG: „Was schätzen die Kunden an Dir und Deinem Salon?“
Skelzen: „Ich glaube, es wird geschätzt, dass jeder willkommen ist. Haareschneiden können viele, und natürlich beraten wir so individuell wie möglich, damit jeder mit dem Ergebnis glücklich ist. Aber dabei machen wir keinen Unterschied zwischen den Menschen; wir behandeln die Kassiererin von Aldi genauso wie den Vorstandsvorsitzenden und machen da kein großes Gedöns.
Mir haben Kunden berichtet, die neu zu mir kamen, wie in anderen Salons ein ganz großes Bohei um die sogenannten „Influencer“ gemacht wird, sie hofiert werden und dann noch nichts bezahlen müssen, während andere, die daneben sitzen, vernachlässigt werden. Sowas geht gar nicht und mache ich auch nicht.“
GG: „Wie kriegst Du das von Deinen Kunden zurück? Was sind da Highlights? Welche Art von Feedback tut Dir gut, sodass Du immer genug Energie hast, um weiterzumachen?“
Skelzen: „Ich freu’ mich natürlich über jedes positive Feedback, aber auch schon einfach darüber, dass die Kunden kommen, zufrieden sind und noch andere Kunden mitbringen. Eigentlich ist es ja andersrum, dass ich den Kunden zu danken habe; denn sie haben meinen Erfolg erst möglich gemacht und tun das täglich wieder. Aus dem Grund habe ich auch im letzten Jahr, nach der großen Renovierung unseres Salons, ein großes Fest gemacht.
Wieder war ich beim Bürgermeister, habe ihn gefragt, ob wir für den Abend die Straße sperren dürfen, um dort den roten Teppich für meine Kunden auszurollen. Wir haben einen befreundeten Pianisten gewinnen können, an einem eigens dafür draußen aufgestellten Klavier zu spielen. Ein Luxusautohändler hatte zwei funkelnde Nobelkarossen aufgestellt und meine Gäste kamen staunend, haben sich echt in Schale geworfen und wurden gefeiert. Für viele war das ganz ungewohnt und sie haben mir mehrfach gedankt für die Einladung.
Besonders berührt hat mich, dass mein Vater dabei war, der sich immer noch schwer tut mit meiner Homosexualität. In seinem und dem Beisein aller Kunden wurde dann der neu eingerichtete Salon präsentiert – es war ein grandioses Fest, von dem wir auch ein Video gemacht haben.
Wir werden im nächsten Jahr wieder so ein Fest machen. Ich möchte meinen Kunden ein Stück davon zurückgeben, was sie mir ermöglichen. DAS motiviert mich!“
Dank an Skelzen Maksuti für diese schöne Success Story! Er ist wohl ein Naturtalent, wenn er sein Rezept für das erfolgreiche Unternehmertum und wirkliches gutes Teamwork nicht so klar benennen kann. Jedenfalls lassen sich folgende Bestandteile, die sich auch in Teamentwicklungsprozessen herauslesen:
Entschlusskraft, Beharrlichkeit, Fleiß, Mut, Freude am Umgang mit Menschen, Großzügigkeit, Vorbildfunktion und klare Worte, ein Blick dafür, was wirklich zählt und vor allem Dankbarkeit und ein Stück Demut!